Wider den Abmahnwahn

Wie einige alte Fälle gezeigt haben, gehen Angriffe gegen Blogger manchmal nach hinten los. So ist es z.B. um das Sozialgericht Bremen sehr ruhig geworden und auch die Suche nach der Suchwort-Kombination sozialgericht bremen liefert Resultate, die dem Sozialgericht nicht zur Ehre gereichen.

Auch die Heidi Klum Suche erstrahlt nicht mehr im selben Glanz wie einst. Nach der Kontroverse mit dem Werbeblogger sehen die Ergebnisse für Frau Klum und ihren Papa zwar besser aus als im Falle des Sozialgerichts, immerhin ist Heidis Homepage auf Platz 1 bei Google, aber ansonsten kostet das Lesen der tieferliegenden Blogartikel den Star sicherlich einige Sympathiepunkte.

Mich würde mal interessieren, wie sich die Sache bei der Brötchen-Geschichte entwickelt. Oder entwickeln könnte. Momentan scheint die Kochbuch-Seite mit ihrer Strategie auf der Siegerstraße zu sein. Víele Besucher, viel Werbung, viele Einnahmen. Viele Bilder, viele Abmahnopfer, viel BlutGeld. So betrachtet scheint die Sache aufzugehen. Und das, obwohl sich auch in diesem Fall die Blogosphäre zur Wehr gesetzt hat.

Abmahnen scheint sich leider zu lohnen. Wie frustrierend. Manch Blogger traut sich fast schon nicht mehr zu schreiben, einige (wie z.B: das Saftblog) haben schon überlegt ihr Blog zu schließen bzw andere sind schon auf eine andere Präsenz ausgewichen.

Traurig, nicht wahr? Dabei müsste das nicht unbedingt so ablaufen. Zumindest in einigen Fällen könnte die Sache auch kippen. Im Falle des Saftblogs hat der durch die Blogosphäre verursachte Rummel sicherlich geholfen, den DOSB (Deutschen Olympischen Sportbund) zum Einlenken zu bewegen. Zwar war das kein ganzer Sieg, aber doch schon ein Teilsieg. Zum ganzen Sieg hat etwas gefehlt, nämlich Geld und volle Rückendeckung.

Nicht auszudenken, wenn sich die Blogosphäre noch stärker solidarisieren würde und zum Beispiel ihre eigene Rechtsschutzversicherung für Weblogger ins Leben riefe. Denn leider sieht es mit der Rechtsschutzversicherung bei Abmahnung für Blogger schlecht aus, die klassischen Versicherungen kneifen ob des unkalkulierbaren Risikos. Also müsste man sich schon selber helfen. Es müssten sich die Blogger gegenseitig helfen. Mit Geld, mit Beratung, mit Networking, mit Artikeln – und was sonst noch alles zur Verfügung steht.

Nach dem Motto „Einer für alle und alle für einen“ könnte da ne Menge gehen. Und anstatt Geld zu geben könnte man auch versuchen, der Gegenseite Geld zu nehmen. Es gäbe sicherlich Fälle, wo solch ein Vorgehen Sinn machen würde. Betrachten wir zum Beispiel mal den Fall mit dem Brötchen des Grauens. Was würde passieren, wenn bei einer Suche nach dem Begriff Brötchen die Google SERPs plötzlich von Weblog-Beiträgen zum Brötchen-Abmahnskandal geflutet würden?

Es wäre anzunehmen, dass so etwas einer bestimmten Seite einiges an Sympathien kosten würde. Wenig Sympathie bedeutet weniger Besucher und weniger Werbung. Es könnte sogar (wie beim Sozialgericht Bremen) der Fall eintreten, dass die zur Debatte stehende Website von einigen der Blogbeiträge von ihrer Position verdrängt wird. Das kostet dann ein wenig Traffic. Das kostet dann ein wenig Geld. Jetzt gibt es natürlich nicht nur Brötchen, sondern auch Rinderbraten und Christstollen. Auch dort könnten sich ähnliche Dinge abspielen. Auch dort kostete das ein wenig Geld.

Neben der Google-Suche gibt es natürlich auch noch die Bildersuche. Die Bildersuche ist ja der Katalysator den man braucht, um sich bei den Bildern in ausreichendem Maß bestehlen zu lassen. Da diese Bilder also arme Blogger teuer zu stehen kommen, könnte man auf die Idee kommen ein gutes Werk zu tun und versuchen, alle möglichen lizenzfreien Bilder an Spitzenpositionen in der Bildersuche zu platzieren. Damit würden die Biderdiebe nicht mehr der Versuchung erliegen, tolle hochwertige Brötchen-Fotos irgendwelchen Fotografen und Künstlern zu entwenden und diese so um ihre Lizenzen zu prellen.

Ein wirklich gutes Werk. Die Künstler müssten nicht mehr den verlorenen Lizenzen nachjammern und die User könnten keine Urheberrechtsverletzung mehr begehen. Der erbeutete Bilder-Traffic käme der an der Bild-Generierung und Optimierung beteiligten Teil-Blogosphäre zu Gute und könnte sich mit Hilfe von AdSense etc monetarisieren lassen. Dieses Geld könnte z.B. einen Blogger Rechtsschutz-Fond speisen.

Einen weiteren Effekt hätte die Sache auch noch. Die Gegenseite verdiente weniger Geld mit Abmahnungen, ganz nebenbei könnte sogar das ganze gegnerische Geschäftsmodell in Mitleidenschaft gezogen werden. Zyniker würden in solch einem Fall von Kollateralschaden sprechen, Weblogger von einer erzieherischen Maßnahme 😉

Genug gesponnen. Solche Tagträume habe ich manchmal. Die meisten Ideen entstammen meinen HelpSense Ãœberlegungen. Letztendlich geht es bei HelpSense darum, dass eine Solidargemeinschaft mit Hilfe kreativer Ideen und über diverse Kanäle einen Spendentopf speist, dessen Inhalt später gemeinnützigen Zwecken dienen soll. Das kann auch heissen, dass ein Teil wieder der Solidargemeinschaft zu Gute kommt, z.B. in Form einer Art Blogger-Rechtsschutzversicherung. Auf jeden Fall könnten einige dieser Ideen dem einen oder anderen geldgeilen Zeitgenossen den Abmahnwahnsinn austreiben.

5 Gedanken zu „Wider den Abmahnwahn“

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